Quereinsteiger als Erzieher – Infos und Vorraussetzungen

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Esther Schmitz
Esther Schmitz

Redakteurin

Erzieher
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Der Fachkräftemangel in deutschen Kitas ist groß, dementsprechend sind Erzieher:innen Mangelware. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung werden hierzulande bis zum Jahr 2030 mehr als 230.000 Fachkräfte fehlen. Du kannst gut mit Kindern und willst den Quereinstieg in diesen sinnstiftenden und gesellschaftlich relevanten Beruf wagen? Der folgende Beitrag verrät dir, welche alternativen Wege du neben der traditionellen Ausbildung einschlagen kannst, um pädagogische Fachkraft zu werden.

Wie werde ich Quereinsteiger als Erzieher:in?

Das Wichtigste in Kürze

Quereinsteiger können Erzieher:in werden durch praxisintegrierte Ausbildungen (PiA), Externenprüfungen oder Praktika in Kitas. PiA, verfügbar in vielen Bundesländern, bietet Vergütung und verkürzte Dauer. Fachfremde profitieren vom Fachkräftemangel in der Frühpädagogik.

In deutschen Kindertagesstätten arbeiten hauptsächlich staatlich anerkannte Erzieher:innen, die eine dreijährige Ausbildung an einer Fachschule für Sozialwesen mit der Fachrichtung Sozialpädagogik durchlaufen haben. Zunehmend werden für die Tätigkeit aber auch studierte (Kindheits-)Pädagog:innen eingestellt. Während du für die Zulassung zum Hochschulstudium das (Fach-)Abitur benötigst, ist für die klassische Ausbildung entweder ein mittlerer Schulabschluss oder eine abgeschlossene Ausbildung in einem verwandten oder fachfremden Berufsfeld erforderlich.

Eine weitere Qualifikation für die Betreuungsarbeit im frühpädagogischen Bereich ist die zwei bis drei Jahre dauernde Ausbildung zum/zur Kinderpfleger:in oder sozialpädagogischen Assistent:in. Auch diesen Abschluss erhältst du an einer Berufsfachschule oder einem Berufskolleg.

Gute Nachrichten für Quereinsteiger

Da der Fachkräftemangel gerade in der Frühpädagogik eklatant ist, haben auch fachfremde Personen gute Chancen, in der Branche durchstarten zu können. Grundsätzlich gilt dabei, dass der Einstieg einfacher gelingt, sofern bereits ein fachnaher Berufsabschluss vorliegt. Solltest du über keine pädagogische Vorerfahrung verfügen, hast du die Möglichkeit, über ein Praktikum oder als Alltagshilfe Erfahrung in einer Kita zu sammeln. So findest du am besten heraus, ob der Job wirklich das richtige für dich ist.

Eine große Hürde stellt für viele Menschen die Finanzierung einer Ausbildung oder Weiterbildung dar. Schließlich verdient man in der Ausbildungszeit nur wenig oder gar kein Geld. Quereinsteigern stehen verschiedene (bezahlte oder unbezahlte) Wege offen, die sie für die Erzieher-Tätigkeit qualifizieren:

Berufsbegleitende Ausbildung oder Studium

Die Ausbildung zum/zur staatlich anerkannten Erzieher:in sowie das Studium der Kindheitspädagogik kannst du auch neben deinem bisherigen Job absolvieren. Da im Rahmen beider Ausbildungswege nicht nur theoretische Einheiten, sondern auch Praxisphasen anstehen, ist es hierfür aber meist nötig, die Arbeitszeit entsprechend zu reduzieren. Aus diesem Grund nimmt die berufsbegleitende Qualifizierung häufig viel Zeit in Anspruch, ist anstrengend und mit finanziellen Einbußen verbunden.

Ausbildung oder Studium in Teilzeit

Natürlich kannst du sowohl die Ausbildung als auch das Studium ebenso in Teilzeit absolvieren. Dieser Weg zum Beruf des Erziehers dauert entsprechend länger als die Vollzeitvariante.

Praxisintegrierte Ausbildung (PiA)

Dieser Ausbildungsweg wurde speziell für Quereinsteiger entwickelt und eignet sich daher besonders gut für Menschen, die als Erzieher:in arbeiten wollen, aber noch keine oder nur wenig Erfahrung im pädagogischen Bereich mitbringen. In der PiA-Auszubildung sind alle Berufspraktika und sonstigen Praxiszeiten in die Ausbildung integriert, sodass sich die theoretischen und die praktischen Inhalte abwechseln. Die Auszubildenden profitieren von der verkürzten Ausbildungszeit. Ein weiterer Vorteil ist, dass du von Anfang an eine Vergütung erhältst. Heute gibt es die PiA-Ausbildung in fast allen Bundesländern.

Externenprüfung

Wer die sogenannte Externen- oder Nichtschülerprüfung besteht, qualifiziert sich direkt zum/zur staatlich anerkannten Erzieher:in. Da es sich um eine anspruchsvolle, mehrteilige Prüfung handelt, fällt die Vorbereitung entsprechend umfangreich aus. Sie kann im Selbststudium erfolgen, es werden aber auch kostenpflichtige Vorbereitungskurse von privaten Bildungsunternehmen angeboten.

Voraussetzungen für den Quereinstieg als Erzieher:in

Das Wichtigste in Kürze

Um Quereinsteiger als Erzieher:in zu werden, benötigt man meist mittlere Reife und einen gesundheitlichen Eignungstest. Abhängig vom Bundesland sind auch Berufserfahrung oder eine vorherige Ausbildung erforderlich. Persönliche Qualitäten wie Empathie und Organisationstalent sind zentral.

Erzieherinnen mit Kindern
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Formale Voraussetzungen für den Beruf Erzieher:in

Wie für die meisten Berufe gibt es auch für die Ausbildung oder Umschulung zum/zur Erzieher:in bestimmte Zugangsbedingungen. Da diese Voraussetzungen nicht bundeseinheitlich geregelt sind, herrschen von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Anforderungen. Bundeseinheitlich geregelt ist die Pflicht der Bewerber:innen, einen gesundheitlichen Eignungstest abzulegen.

Die schulischen Voraussetzungen für die Arbeit als Erzieher:in sind an die mittlere Reife geknüpft. Wer lediglich über einen Hauptschulabschluss verfügt, muss bereits eine Ausbildung in einem fachfremden oder verwandten Bereich abgeschlossen haben, um von einer Ausbildungsstätte angenommen zu werden.

In den meisten Bundesländern gibt es zudem berufspraktische Zugangsbedingungen. Wer die Erzieherausbildung antreten will, muss also bereits Berufserfahrung mitbringen. Bundesländer wie NRW setzen sogar eine abgeschlossene Ausbildung als Kinderpfleger:in voraus. Das bedeutet, dass du vor der Ausbildung zum/zur Erzieher:in eine einschlägige Ausbildung als staatlich geprüfte Kinderpfleger:in, Sozialhelfer:in oder Heilerziehungshelfer:in absolviert haben musst. Etwas anderes gilt für Bewerber:innen mit Abitur: Diese müssen lediglich ein Praktikum nachweisen. Je nach Bundesland und Bildungseinrichtung können noch weitere Zugangsvoraussetzungen eine Rolle spielen.

Persönliche Fähigkeiten und Charaktereigenschaften

Die Anforderungen an Erzieher:innen sind nicht gerade niedrig. Belohnt wirst du mit einer sinnstiftenden und abwechslungsreichen Tätigkeit. Neben den genannten schulischen und berufspraktischen Voraussetzungen solltest du für eine erzieherische Tätigkeit die folgenden Soft Skills und Eigenschaften mitbringen:

  • Freude am Umgang mit Kindern: Es ist das Herzstück der Arbeit, eine aufrichtige Zuneigung und Begeisterung für die Interaktion mit den Kleinen.

  • Organisationstalent und gutes Zeitmanagement: Ob Alltag, Ausflug oder Kitafest - jeder Tag mit den Kindern muss stets gut geplant werden.

  • Empathie: Erzieher:innen sollten in der Lage sein, sich in die betreuten Kinder hineinzuversetzen und ihre Fragen und Anliegen ernstzunehmen.

  • Kreativität: Sowohl beim Basteln, Musizieren und Philosophieren als auch beim gemeinsamen Entwickeln von Lösungen für die verschiedensten Problemstellungen ist viel Kreativität gefragt.

  • Belastbarkeit: Die Arbeit mit Kindern hält schöne Moment bereit, ist aber auch intensiv und kann laut und hektisch werden - auch über längere Zeitabstände hinweg. Aufgrund des Fachkräftemangels sowie fehlender Kapazitäten und finanzieller Mittel kommt die Vorbereitungszeit häufig zu kurz, was zusätzlich zum Stress der Angestellten beiträgt.

  • Flexibilität: Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind das A und O bei der Arbeit mit Kindern. Es läuft nicht immer alles nach Plan und das Anpassen an sich häufig ändernde Rahmenbedingungen ist essenziell.

  • Kommunikationstalent: Auch die Kommunikation mit den Eltern der betreuten Kinder ist wichtiger Bestandteil des Erzieher-Jobs - egal, ob in den häufig stattfindenden "Tür- und Angelgesprächen" oder in den regelmäßigen Entwicklungsgesprächen.

  • Bereitschaft zur Verrichtung hauswirtschaftlicher Tätigkeiten: Neben dem Windelwechseln gehören auch Erste-Hilfe-Maßnahmen, das Beladen der Waschmaschine und das Gemüseschnippeln in der Küche zu den nicht-pädagogischen Aufgaben in der Kita. Anwärter:innen für den Beruf sollten bereit sein, solche pflegerischen und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten zu übernehmen.

Umschulung, Ausbildung und Weiterbildung: Step by Step zum Erzieher

Ausbildung als Erzieher:in
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Du erfüllst die Zulassungsvoraussetzungen für die Erzieherausbildung und hast sogar bereits eine pädagogische Ausbildung absolviert? Dann steht deiner Bewerbung bei der gewünschten Ausbildungsstätte und einem Berufskolleg (dualer Ausbildungsweg) nichts mehr im Weg. Achte lediglich darauf, dass das Bewerbungsschreiben vollständig ist und Motivationsschreiben, Zeugnisse und Lebenslauf enthält. Im Folgenden erfährst du das Wichtigste zu den einzelnen Ausbildungsalternativen für Quereinsteiger.

Erzieherausbildung

Die schulisch aufgebaute Erzieherausbildung findet an einer Fachschule für Sozialpädagogik statt. In der Regel handelt es sich um eine Vollzeit-Ausbildung, sie kann aber auch in Teilzeit besucht werden. Je nach Bundesland und Vorerfahrung dauert die Erzieherausbildung zwei bis fünf Jahre. In einigen Bundesländern müssen die Auszubildenden für die schulische Ausbildung ein Vorpraktikum vorweisen können.

Während der Ausbildungszeit finden regelmäßig Tests und Projektarbeiten statt, außerdem gibt es Praktika in verschiedenen Bereichen. Nach zwei Jahren steht eine schriftliche Prüfung an, die Theorie- und Praxiswissen abfragt. Meist müssen die Auszubildenden zudem eine Facharbeit zu einem pädagogischen Thema einreichen.

Nach Bestehen der Zwischenprüfung wird das Anerkennungsjahr abgeleistet, das heißt, die Auszubildenden arbeiten pro Woche mindestens 30 Stunden in einer Kita oder einer anderen pädagogischen Einrichtung. Dafür bekommen die angehenden Erzieher:innen ein Gehalt. Auch in dieser Zeit findet regelmäßig Unterricht an der Fachschule statt.

PiA-Ausbildung

Während der praxisintegrierten Ausbildung zum/zur Erzieher:in arbeiten die Schüler:innen etwa zwei Tage pro Woche in der Praxiseinrichtung. Den Rest der Zeit besuchen sie die Berufsschule und erhalten Input in den Fächern Deutsch und Politik und in Themen wie Erziehungstheorien und -maßnahmen, Bildungsprozesse, kindliche Sprach- und Bewegungsentwicklung sowie Elternarbeit. Auch Organisation, Verwaltung und die gesetzlichen Grundlagen gehören zum Lehrplan. Am Ende dieser Ausbildung steht ebenfalls eine Abschlussprüfung, die als Kolloquium stattfindet.

Studium der Kindheitspädagogik oder Erziehungswissenschaften

Ein Studium der Kindheitspädagogik oder Erziehungswissenschaften kann an einer Universität oder Fachhochschule aufgenommen werden. Häufig besetzen studierte Pädagog:innen, die später im Arbeitsfeld Kita tätig werden, Führungspositionen, also Jobs in der Leitung oder Fachberatung.

Inhalte eines pädagischen Studiums

  • Theorien der verschiedenen pädagogischen Konzepte

  • Soziologie und empirische Sozialforschung

  • Bildungsprozesse und -zugänge

  • Didaktik, Methoden

  • Psychologie

  • Aufgabenbereiche pädagogischer Einrichtungen

  • Rechtliche Rahmenbedingungen, z.B. Aufsichtspflicht, Haftung

...und vieles mehr.

Externen- oder Nichtschülerprüfung

Du arbeitest schon mehrere Jahre in einer frühpädagogischen Einrichtung? In diesem Fall benötigst du nicht unbedingt eine Erzieherausbildung oder ein einschlägiges Studium, um als Erzieher:in arbeiten zu können. Für die Anerkennung als Erzieher:in kannst du die sogenannte Externen- oder Nichtschülerprüfung ablegen.

Dieser Weg in den Erzieherberuf eignet sich nur für wenige Personen, da zum einen viele formale Voraussetzungen erfüllt werden müssen und zum anderen die Prüfungsvorbereitung sehr umfangreich sind. Die Durchfallquote ist insgesamt recht hoch und bewegt sich je nach Bundesland zwischen 30 und 70 Prozent.

Man kann die Prüfung nur dann antreten, wenn man bereits seit einigen Jahren ohne Abschluss in einer pädagogischen Einrichtung gearbeitet hat. Um als anerkannte Erzieher/in mehr Geld zu verdienen, lohnt es sich aber, die Prüfung nachzuholen. Man sollte die Prüfung aber nicht auf die leichte Schulter nehmen, schließlich muss man sich sämtliche theoretischen Grundlagen neben dem Job selbstständig erarbeiten.

Voraussetzungen für Prüfungsteilnehmer:innen:

  • mindestens 4,5-jährige Arbeit in einer sozialpädagogischen Einrichtung

  • Nachweis einer umfassenden Prüfungsvorbereitung

Es ist zwar nicht unmöglich, sich das erforderliche Wissen mittels Fach- und Lehrbüchern selbst anzueignen, diese Vorgehensweise ist aber nicht für jeden empfehlenswert. In vielen Bundesländern bieten deshalb private Bildungsanbieter die Möglichkeit, einen Vorbereitungskurs in Voll- oder Teilzeit zu absolvieren. Einige dieser kostenpflichtigen Kurse werden sogar im Fernstudium angeboten.

Die Prüflinge müssen eine theoretische und eine praktische Prüfung ablegen. In einigen Bundesländern gibt es zudem eine mündliche Prüfung.

Umschulung zum/zur Erzieher:in

Wer einige Jahre nach der ersten Ausbildung merkt, dass er eine falsche Richtung eingeschlagen hat, hat glücklicherweise die Möglichkeit, den Beruf zu wechseln und einen Quereinstieg als Erzieher:in hinzulegen. Dies gilt auch für erwerbslose Personen, die bei der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter eine Umschulung beantragen können.

Seit einiger Zeit wird die Umschulung zum/zur Erzieher:in aufgrund des steigenden Fachkräftemangels sogar vom Europäischen Sozialfonds (ESF) und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Im Rahmen des Modellprogramms "Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas" profitieren die Umschüler:innen davon, dass sie bereits während der Ausbildung in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis stehen und eine Ausbildungsvergütung erhalten.

Gehalt und Weiterbildungsmöglichkeiten als Erzieher:in

Ausgebildete Erzieher:innen haben immer wieder die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Man unterscheidet zwischen Spezialisierungsweiterbildungen, mittels derer sich Erzieher:innen neues Wissen in verschiedenen Bereichen aneignen, und Aufstiegsweiterbildungen, mit deren Hilfe man in höhere Positionen (Führungs- oder Organisationspositionen) gelangt. Durch den Aufstieg in eine Leitungsposition oder eine Arbeit in der Fachberatung bietet sich Erzieher:innen die Möglichkeit, ihr Gehalt zu verbessern.

Wo kann ich als Erzieher:in arbeiten?

Das Wichtigste in Kürze

Neben Kindergärten und Kitas kannst du als Erzieher:in in Kinderkrippen, Ganztagesschulen, Horten, Kinder- und Jugendheimen, Familienberatungsstellen, Krankenhäusern, Jugendzentren und Suchtberatungen arbeiten. Auch in Erlebnispädagogik, Ferienbetreuung und Verwaltungsrollen findest du Beschäftigung. Die spezifischen Aufgaben variieren je nach Einrichtung.

Kita
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Meist wird der Beruf Erzieher:in mit der Arbeit im Kindergarten gleichgesetzt. Tatsächlich sind die Arbeitsfelder von Erzieher:innen sehr vielfältig und sie können an ganz unterschiedlichen Arbeitsorten eingesetzt werden. Auch beschränkt sich das Arbeitsfeld nicht auf Kleinkinder, sondern umfasst auch Kinder im Grundschulalter, Jugendliche und junge Erwachsene. Was alle Erzieherberufe gemeinsam haben, ist die Unterstützung der körperlichen und geistigen Entwicklung junger Menschen durch pädagogische Methoden.

Wo du letztlich arbeiten willst, findest du während der Ausbildung und in den ersten Jahren der Beschäftigung heraus. Als Erzieher:in hast du auch die Möglichkeit, zunächst in einem bestimmten Bereich zu arbeiten und diesen später zu wechseln. Außerdem gibt es zahlreiche Unterschiede zwischen Einrichtungen gleichen Typs, beispielsweise hinsichtlich der Offenheit oder Geschlossenheit von Kitas. So verfügen manche Kindertagesstätten über feste Gruppen, während es in anderen keine Gruppenzugehörigkeiten gibt. Einrichtungen können sich zudem in der pädagogischen Spezialisierung unterscheiden, beispielsweise bei Waldorfkindergärten oder Montessori-Grundschulen.

Erzieher:innen können in den folgenden Bildungs- und Betreuungseinrichtungen tätig werden:

  • Kindertagesstätte: In der Kita werden Kinder zwischen 0 und 6 Jahren den ganzen Tag betreut. Inzwischen sind Kitas auch Bildungsorte, in denen die Erzieher:innen die Kinder nicht nur betreuen und mit ihnen spielen, sondern auch vielfältige altersgerechte Bildungsangebote schaffen.

  • Kindergarten: Im klassischen Kindergarten arbeiten Erzieher:innen mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren. Auch hier schaffen sie eine anregende Spiel- und Lernumgebung, betreuen und animieren die Kinder zu verschiedenen Aktivitäten.

  • Kinderkrippe (U3-Betreuung): In der Krippe sind Erzieher:innen für Kinder unter drei Jahren verantwortlich.

  • Ganztagesschule: An der Ganztagsschule/OGS werden Kinder im Grundschulalter den ganzen Tag über betreut. Auch hier sind oftmals Erzieher:innen im Einsatz, die Projekte und Spiele entwickeln, die Kinder beobachten, Auffälligkeiten dokumentieren und die kindliche Entwicklung und die Fähigkeiten der Kinder fördern.

  • Hort: In Horten werden Kinder zwischen sieben und 12 Jahren nach der Grundschule betreut. Die hier tätigen Erzieher:innen versorgen die Kinder nicht nur mit Essen, sondern leisten auch Hausaufgabenhilfe und bieten Gruppenspiele und Bewegungsmöglichkeiten an.

  • Kinder- und Jugendheim: Heime sind Erholungs- oder Betreuungseinrichtungen für Kinder oder Jugendliche, die aus diversen Gründen betreut werden müssen. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Kinder und Jugendliche, die verwaist sind oder aber für eine kurze Zeit oder dauerhaft nicht in ihrer Herkunftsfamilie leben können. Die im Heim tätigen Erzieher:innen fördern die emotionalen und sozialen Kompetenzen der Kinder und nehmen sich auch ihrer schulischen und beruflichen Entwicklung an.

  • Familienberatung: Familienberatungsstellen leisten Hilfestellung in der Kindererziehung für Familien und Erziehungsberechtigte. Die Erzieher:innen sind Ansprechpartner für die Ratsuchenden und beantworten allgemeine Fragen zur Erziehung oder kindlichen Entwicklung sowie zu Verhaltensauffälligkeiten etc.

  • Kinderstation in Krankenhaus oder Psychiatrie: Auch im Krankenhaus oder in der Psychiatrie/psychiatrischen Abteilungen können Erzieher:innen tätig werden. Hier kümmern sie sich um Kinder unterschiedlichen Alters, übernehmen Pflegeaufgaben und unterstützen die Kinder in schwierigen Situationen. Außerdem sind sie dafür da, die Patient:innen und ihre Angehörigen angemessen zu beraten.

  • Jugendzentrum: Bei Jugendzentren handelt es sich um Treffpunkte für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Hier übernehmen Erzieher:innen hauptsächlich organisatorische Aufgaben und planen zum Beispiel die Jugendarbeit, pädagogische Angebote, Veranstaltungen und regelmäßige Treffen. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt kann die Sozial- und Integrationsarbeit sein.

  • Suchtberatung: Wer als Erzieher:in eine Tätigkeit in der Suchtberatung anstrebt, benötigt in der Regel eine zweijährige Weiterbildung in diesem Arbeitsfeld. Inzwischen haben aber auch Quereinsteiger:innen mit beruflicher Vorerfahrung gute Chancen. Erzieher:innen in der Suchtberatung stehen Angehörigen suchtgefährdeter Kinder und Jugendlicher sowie den Betroffenen selbst beratend zur Seite. Letztlich geht es immer darum, den Betroffenen und ihren Familien einen Weg aus der Sucht aufzuzeigen.

  • Ferienbetreuung: Die hier tätigen Erzieher:innen betreuen Kinder und Jugendliche während der Schulferien auf pädagogische und spielerische Art und Weise. Zudem erfüllen die Erzieher:innen organisatorische Tätigkeiten und erstellen und kontrollieren zum Beispiel die Anwesenheitspläne, planen den Tagesablauf in der Einrichtung und vergeben Medikamente an die Kinder und Jugendlichen.

  • Erlebnispädagogik: In der Erlebnispädagogik geht es darum, Kindern einen Bezug zu Natur und Bewegung zu vermitteln und sie auf diesem Weg in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Die Erzieher:innen planen Erlebnisse und Spiele in der Natur, beispielsweise Natursportangebote für Kindergruppen. Die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen schöpfen mehr Selbstvertrauen und Vertrauen in andere und lernen außerdem sich selbst, die Gruppe und ihre Umgebung besser kennen.

  • Büro: Wer als Erzieher:in einen Bürojob anstrebt, wird unter Umständen in der Verwaltung und Beratung - beispielsweise im Jugendamt, in der Kinder- und Jugendhilfe, in Kindergartenverbänden und anderen Bildungsstätten - fündig.

Vor- und Nachteile des Berufs Erzieher:in

Erzieher
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Vorteile

  • Berufliche Sicherheit: Durch den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr (gültig seit 1. August 2013) und den zukünftigen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 gibt es einen kontinuierlichen Fachkräftebedarf in Kindertagesstätten, Kindergärten und Krippen. Dies garantiert eine starke Jobstabilität und Zukunftsperspektive.

  • Sinnstiftende Arbeit: Die tägliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist nicht nur abwechslungsreich, sondern auch extrem sinnstiftend. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich.

  • Aktive Mitgestaltung: Viele moderne Träger bieten Erzieher:innen die Möglichkeit, eigene Ideen in den pädagogischen Alltag einzubringen und diesen aktiv mitzugestalten.

  • Gesellschaftlicher Beitrag: Als Erzieher:in übernimmt man die Rolle eines Vorbildes und vermittelt Kindern grundlegende Werte. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung.

Nachteile

  • Gehalt: Trotz der hohen Anforderungen und Arbeitsbelastung liegt das durchschnittliche Bruttogehalt bei 3.208 Euro im Monat. Es sollte beachtet werden, dass die Gehälter je nach Bundesland und Anstellungsart variieren können.

  • Steigende Erwartungen: Durch den gesetzlichen Bildungs- und Förderauftrag für Kitas sind die Erwartungen der Politik an die pädagogischen Fachkräfte gestiegen. Zudem haben auch viele Eltern höhere Anforderungen an Bildungseinrichtungen, was den Arbeitsalltag anspruchsvoller macht.

  • Zeitdruck: Laut Umfragen leiden etwa zwei Drittel der Erzieher:innen unter dem ständigen Zeitdruck in ihrem Beruf.

  • Mangelnde Anerkennung: Die Arbeit von Erzieher:innen wird oft vereinfacht dargestellt, z.B. als bloßes "Basteln und Spielen". Eine OECD-Studie zeigt, dass 70% der Erzieher:innen sich durch fehlende Wertschätzung belastet fühlen.

Fazit

Trotz vielfältiger Bemühungen, den Beruf des Erziehers oder Erzieherin wieder attraktiver zu machen, ist ein Ende des Fachkräftemangels nicht in Sicht. Für Fachfremde, die in der Branche Fuß fassen wollen, sind das gute Nachrichten. Quereinstiege gelingen immer leichter und werden sogar politisch gefördert. Im Rahmen des Modellprogramms des Bundes "Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas" können Interessierte in mehreren Bundesländern auf einem verkürzten, bezahlten Ausbildungsweg zu staatlich anerkannten Erzieher:innen umschulen. Vorausgesetzt werden lediglich ein mittlerer Schulabschluss oder eine fachfremde Berufsausbildung. Du willst keine Ausbildung machen, sondern direkt ins Berufsfeld starten? Kitas bieten immer wieder Stellen als Alltagshelfer:innen an, die den pädagogischen Fachkräfte organisatorische und hauswirtschaftliche Tätigkeiten abnehmen.

Quellen und weitere Informationen

Esther Schmitz

Esther Schmitz

Redakteurin

Schon während meines Studiums der Kommunikations- und Bildungswissenschaften war ich nebenbei als freischaffende Autorin tätig. Sowohl das wissenschaftliche als auch das journalistische Schreiben haben mir immer viel Spaß gemacht – und so begleitet mich dieser Nebenjob auch in meinem jetzigen Beruf als Kindheitspädagogin. Neben meinem Kernthema, der Frühpädagogik, schreibe ich häufig zu Themen wie Job und Karriere, Psychologie, Projektmanagement oder Marketing.

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